Es ist weniger als 3 Monate her, dass die Bundesregierung umfassende Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung beschlossen hat und Millionen Menschen in Deutschland sich plötzlich und unerwartet im Homeoffice befanden. Auch für unser verrocchio-Team war dies eine besondere Zeit, denn wir hatten in den letzten Monaten zahlreiche Veranstaltungen geplant. Neben unserem Innovation Master in Florenz und dem verrocchio Summit in Düsseldorf sollten einige Termine unserer Ausbildung zum Innovation Coach stattfinden.
Der Lockdown – Beginn einer spannenden Reise
Viele Kunden fragten uns bereits in der ersten Woche des Lockdowns nach Tipps zur Umsetzung digitaler Innovationsworkshops, da wir seit vielen Jahren in internationalen Projekten mit digitalen Workspaces arbeiten. Wir beschlossen, dieses Wissen auch anderen Menschen zugänglich zu machen und starteten die Ausbildung zum Remote Innovation Facilitator, deren Beginn eigentlich für November 2020 geplant war. In diesem Format erleben die Teilnehmer in 10 Tagen kompletten Design Thinking Prozess in einem digitalen Team und arbeiten dabei an einem konkreten Beispielprojekt. Wie der Zufall es wollte, ging es hier um die Entwicklung eines neuen Toilettenpapiers. 🧻☺️ Mittlerweile findet der 7. Durchgang der Ausbildung statt – auch aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen der vorangegangen Teilnehmer sind die Klassen meist ausgebucht.
Alle arbeiten Remote – aber niemand weiß wie es geht
Mitte März 2020 wurde der Begriff „Remote Work“ innerhalb weniger Tage zum Wort der Zeit und auch in den Google-Suchanfragen nach vorne katapultiert. Viele starteten mit wenig Anfangswissen in die ersten digitalen Meetings. Wir bekamen immer mehr Anfragen von Menschen, die sich grundsätzlich für das Thema Remote Teams interessierten, aber dabei keinen Fokus auf das Thema Innovation haben.
Für uns war das der Anlass, zu überlegen wie wir grundlegende Erfahrungen zum Thema Remote Moderation ohne die Bearbeitung eines Innovationsprojektes vermitteln können.
Die Antwort auf diese Überlegungen war die Ausbildung zum Remote Team Facilitator. Während diese zu Beginn noch als Live-Veranstaltung mit 5 Sessions geplant war, haben wir schnell festgestellt, dass die Teilnehmer aus verschiedenen Arbeitsbereichen kommen. Mit an Bord waren Führungskräfte, Teamleiter, Trainer, Moderatoren – viele aus der Not heraus, daß sie plötzlich im Home Office sitzen und ihre Teams organisieren müssen. Auch die Vorkenntnisse waren entsprechend unterschiedlich, teilweise war die erste Trainings-Session für viele der erste Kontakt überhaupt mit einem Video-Meeting.
Um eine Weiterbildung anbieten zu können, die sowohl Einsteigern und auch fortgeschrittenen Remote Workern spannendes Wissen bietet, haben wir den neuen Remote Team Facilitator als hybrides Lernkonzept weiterentwickelt. Umfassendes Know-how in einer digitalen Lernumgebung mit mehr als 16 Modulen und 2 Live Sessions für offene Fragen und das Erleben des digitalen Workspace. Aufgrund der hohen Veränderungsgeschwindigkeit des Themas ist das Training ein verrocchio Lifetime Training, in dem auch alle zukünftigen Aktualisierungen enthalten sind.
Die letzten Wochen haben dazu geführt, daß wir viel Zeit in digitalen Sessions verbracht haben, bei denen spannende Erkenntnisse entstanden sind:
Ein digitales Meeting ist mehr als eine Videokonferenz
Vielen Teilnehmern war nicht bewusst, daß die digitale Zusammenarbeit nur dann gut funktioniert, wenn unterschiedliche Tools miteinander kombiniert werden. Während ein Videomeeting für einen kurzen Austausch unter Kollegen oft ausreicht, funktioniert dies für Fälle, in denen etwas gemeinsam erarbeitet werden soll nicht mehr. Unabhängig von der Fragestellung, bedeutet es aber nahezu immer, dass ich mir als Moderator darüber Gedanken machen muss, wie die unterschiedlichen Sichtweisen und Meinungen der Teilnehmer konstruktiv gesammelt und bearbeitet werden können. Neben anderen Moderationsmethoden (Hinweis: Bitte machen Sie in einer Videokonferenz kein Brainstorming!) sollten Sie dabei auch über den Einsatz zusätzlicher Tools neben der Video-Software nachdenken. (Eine Beschreibung passender Tools finden Sie z. B. in unserem Artikel „Remote Work – diese Tools helfen dabei, die Zusammenarbeit besser zu organisieren“). Grundsätzlich kann auch ein Tagesworkshop digital umsetzt werden, wenn ich das übersetzte Wort „arbeiten“ im Begriff „Workshop“ ernst nehme. Digitale Meetings funktionieren nämlich immer dann gut, wenn die Interaktion zwischen den Teilnehmern im Fokus steht.
Ohne Veränderung scheitern auch erfahrene Moderatoren
Viele Führungskräfte und Moderatoren starten in die digitale Moderation mit dem Gedanken, dass sich die erlernten Methoden und Fähigkeiten 1:1 auf digitale Formate übertragen lassen. Mit dieser Denkhaltung ist das Scheitern häufig vorprogrammiert. Tatsächlich sind Anpassungen in Didaktik und Methodik unerlässlich, werden diese richtig gemacht, liefert das digitale Format häufig deutlich bessere Ergebnisse als das Präsenzmeeting. Häufige Fehler sind:
- lange Meetingzeiten: Die Konzentrationsleistung lässt bei digitalen Formaten deutlich schneller nach, als von Präsenzmeetings gewohnt. Wer ein 4-Stunden-Meeting in gleicher Form digital umsetzt, wird am Ende kaum mehr Teilnehmer haben, die sich im Wachzustand befinden.
- fehlende Interaktion: Wegen der hohen Ablenkungsgefahr (Mails sind nur einen Mausklick entfernt) und der anstrengenden Bildschirmarbeit sind kürzere Arbeitsphasen mit dem Fokus auf Teilnehmeraktivitäten unerlässlich. Dauer-Präsentationen mit Folienbeschuss sollten bereits in Präsenzmeetings der Vergangenheit angehören, in digitalen Formaten können sie schon als Körperverletzung gelten. 🚨
Digital First – eine grundlegende Veränderung der Denkhaltung
Einige Menschen sehen digitale Workshops nur als vorübergehende Erscheinung und werden in den nächsten Monaten überrascht sein, wie viel sich durch die Corona-Krise verändert hat. Durch alle Gespräche, die ich in den letzten 3 Monaten mit Teilnehmern unserer Kurse, Führungskräften und HR-Experten geführt habe, zieht sich die Einsicht, dass die virtuelle Zusammenarbeit zukünftig eine deutlich größere Rolle in der Arbeitsorganisation spielen wird. Daher ist auch eine Veränderung der Denkhaltung unumgänglich: Während aktuell häufig die Frage lautet: „Wie kann ich meine analogen Meetings digital einsetzen?“ sollte diese zukünftig lauten: „Wie kann ich die Möglichkeiten der digitalen Technologien nutzen, um in Meetings und Workshops noch bessere Ergebnisse zu erzielen?“
Digital First heißt die neue Denkhaltung (die gar nicht mehr so neu ist) und setzt voraus dass sich Menschen intensiv und bewusst mit digitalen Tools beschäftigen und sich dort sicher fühlen. Meist dauert es dann nicht lange, bis der Funke überspringt und die virtuelle Zusammenarbeit nicht nur eine Alternative, sondern ein essenzieller Bestandteil der eigenen Methodenbox wird.
Dies ist erst der Anfang…
Wer in den letzten 3 Monaten mit digitalen Kollaborationstools gearbeitet hat, wird festgestellt haben, dass viele Apps sehr schnell neue Updates veröffentlicht haben. Nahezu jedes Startup im Bereich Remote Work wurde überrascht von den vielen neuen Abonnenten und konnte durch das zusätzliche Budget neue Entwicklerkapazitäten aufbauen. Es ist davon auszugehen, daß dies auch in Zukunft anhält und sich die technischen Möglichkeiten noch weiter steigern. Umso wichtiger ist es, als digitaler Moderator auch nach der Corona-Zeit am Ball zu bleiben. Wir haben dies dadurch gelöst, daß unsere Teilnehmer nach den beiden Remote Facilitator Ausbildungen eine Einladung in ein gemeinsames Diskussionsforum erhalten. Hier werden wir und auch andere Teilnehmer regelmässig neue Insights und Erfahrungen veröffentlichen.
Das Training zum Remote Team Facilitator ist sogar ein verrocchio Lifetime Training. Dies bedeutet, daß wir die Inhalte permanent mit neuen Themen und Erkenntnissen ergänzen, die Teilnehmer profitieren regelmässig von aktuellem Wissen.